Kleine Geschichte des SHASKO HERB RUB
Weihnachten 1990 kamen unsere amerikanischen Verwandten auf Besuch zu meiner Mutter nach Eugendorf bei Salzburg. Tante Mizzi brachte eine Schellackplatte mit, die sie beim Aufräumen in ihrer Salzburger Wohnung wiedergefunden hatte. Meine Mutter Anna holte ihren portablen Phillips Plattenspieler mit 78 Umdrehungen heraus, und wir konnten das Fundstück abspielen. Tante Ruth – der Besuch aus Amerika - konnte sich selbst als kleines Mädchen singen hören und auch Ihre Eltern waren bei dieser Zeitreise mit Liedern und Grüßen verewigt. Sie selbst hörte die Aufnahme, die 1946 gemacht wurde, zum ersten Mal seit ihrer Kindheit. Man kann sich gut vorstellen, wie die Taschentücher Hochbetrieb hatten und Ausgewanderte wie Daheimgebliebene sehr gerührt waren.
Die Aufnahmen stammten vom einzigen Exemplar einer Schellackplatte, die sich seit diesem Abend im Besitz der Schaschko Family in Michigan befindet. Sie war vom ausgewanderten Carl Schaschko und seiner Familie 1946 aufgenommen und an die Familie in der alten Heimat, nach Salzburg geschickt worden.
Sissy Cooper: "Ich habe als kleines Kind oft zusammen mit meiner Mutter und Oma diese knisternden, akustischen Grüße auf dieser Schellack-Platte angehört, und es gab dabei immer Tränen, sogar hier in Österreich."
Carl Schaschko war 1923 von Salzburg in die USA ausgewandert, wo er in der damaligen Boomtown Detroit Arbeit in der Autoindustrie fand. Nebenbei stellte er ein kleines Kräuter-Elixier gegen Muskelkater, Zerrungen und Blutergüsse her, das er SHASKO HERB RUB nannte. Hauptbestandteile waren Arnika, das er aus Österreich bezog und in der neuen Welt stieß er auf Lobelia, das von indigenen Völkern Amerikas seit langer Zeit als Medizin eingesetzt wird.
Sein prominentester Kunde war, nach Auskunft von Tante Ruth, das Eishockeyteam der Detroit Red Wings.
Sissy Cooper, die Nichte von Carl Schaschko, erinnert sich an die Kriegs- und Nachkriegsjahre, als oft "kleine Gaben" aus den USA, in Form von Care-Paketen, eintrafen: "Ich habe die schönsten Erinnerungen an jene Weihnachten meiner Kinderzeit, als ich mit meiner Mutter diese Pakete mit dem Schlitten von der Post abholen durfte. Sie sahen so wunderbar exotisch aus, mit Stempeln und Briefmarken, und enthielten Dinge, von denen wir hier nur träumen konnten."
on track #26, recorded in Detroit, Michigan, 1946
Zwei Tracks dieser Shellac sind in editierter Form auf der Trikont-CD STRANDED in the USA, Early Songs Of Emigration zu hören
MUSIK
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